RTF Elbmarschen-Tour am Sonntag, den 13.4.2008
Dabei fing alles so gut an. Entgegen aller Vorhersagen wolkenloser Himmel und Sonnenschein als ich um 6:20 Uhr aufstand. Ich kam zwar erst 10 Minuten später als geplant von zu Hause los, erreichte Wedel aber dennoch rechtzeitig. Schnell die Anmeldung erledigt und die Wertungskarte abgegeben (5 Euro Startgebühr für mich als BDR-Mitglied, 10 für alle Nichtmitglieder), zurück zum Fahrrad und um 9:00 Uhr stand ich im ersten Startblock. Genau die richtige Zeit, denn ich wollte die 150km-Strecke fahren. Die Starterin, die Vorsitzende der RG Wedel Susan Rosemeier, begrüßte uns und sagte, dass wir keine Radwege benutzen müssten, aber doch bitte maximal in Zweierreihen fahren sollten. Dann gab sie die Bahn frei.
Und wie sollte es anders sein? Von Anfang an wurde richtig Gas gegeben. Mehrfach wurde die ganze Straßenbreite eingenommen. Oft galt rechts vor links. Gas weg? Nö! Zeichen geben? Nicht wegen so was. Und wenn Zeichen gegeben wurden, reichten anfangs nur wenige Mitfahrer sie weiter. Jeder schien höchst konzentriert, um entweder auszureißen oder dran zu bleiben und dabei Unfälle zu vermeiden. Denn gleich kamen mehrere Gefahren- und Engstellen, bei denen fast auf Null runter gebremst werden musste. Zahlreiche Steigungen, parkende Autos und Gegenverkehr, Ampeln (bei Rotlicht wurde angehalten!). Sobald die Straße wieder frei war: Vollgas! Das konnte ja heiter werden. Wurde es auch… Vielleicht hätte ich die beiden Weizenbiere und das eine Pils gestern Abend besser nicht trinken sollen, dachte ich.
Von Wedel ging es nach Hamburg-Rissen und über Blankenese zurück, siehe Streckenkarte. Dann raus aus der Stadt, wo es weniger chaotisch wurde. Vor allem wohl, weil das Gros des Startblocks abgehängt war – wir waren vielleicht noch 20 bis 25 Fahrer – und weil es nun über verkehrsarme asphaltierte Wirtschaftswege und Vorfahrt berechtigte Landstraßen ging. Immer noch Vollgas. Mir graute bei dem Gedanken nach vorn in den Wind zu müssen. Aber die da vorne wechselten gar nicht nach hinten durch, dorthin, wo ich kämpfte. Der Tacho zeigte überwiegend hohe 30iger bis Mitte 40 an. Auch ohne Abfahrt war meine Maximalgeschwindigkeit – sicher in der Zeit mit dieser Spitzengruppe – 53 km/h.
Wir schossen an der ersten Kontrollstelle vorbei. Nach und nach wurde die Gruppe kleiner. Etliche Kilometer weiter, bei der zweiten Kontrollstelle (immer Feuerwachen), war es für mich soweit. Wir reduzierten das Tempo, sahen aber niemanden. Keine Menschenseele da!?! Hatte die Kontrollstelle noch zu? So früh rechnete wohl noch niemand mit uns. Jedenfalls wollten einige anhalten. Ich auch! Die Spitze fuhr nach kurzem Zögern weiter. Und dann folgte der Rest. Zwei Fahrer von der Harburger RG und ich waren plötzlich abgeschlagen. Mit dem hinten fahrenden wechselte ich mich bei der Aufholjagd ab. Der andere HRG-ler blieb ein wenig zurück, um seinen Kameraden zu unterstützen. Ich hielt zunächst noch mit, musste dann aber abreißen lassen. Was nun, dachte ich. Langsam hinterher zockeln? Oder auf Nachfolger warten und sich denen anschließen? Mir fiel der Spruch von Jens Voigt ein: „Man muss kämpfen!“ (Ich hab das gleichnamige Buch.) Und das tat ich. Die Gruppe blieb in Sichtweite, aber ich kam nicht ran. Mehrere Kilometer weiter schaffte ich es doch. Aber die Luft war raus bei mir, das Pulver verschossen.
Doch ich ließ mich nicht hängen, obwohl ich nun allein war auf weiter Flur. Wie aus dem Nichts kommend tauchte plötzlich eine kleine Gruppe neben mir auf und war auch schon wieder weg. Ich war ohne jede Chance ran zu kommen. Mein „Super“ war verbraucht.
Eine „schöne“ Lehrstunde, das Ganze. Das hätte besser laufen sollen!
Beim Kontrollpunkt 3, dem äußersten Punkt der Strecke, traf ich versprengte Fahrer aus den vor mir fahrenden Gruppen. Ich aß gerade mal ein Rosinenbrot. Da brachen die schon wieder auf. Ich wollte es noch mal wissen und hängte mich ran. Die Fahrer waren gut aufeinander eingespielt. Hier wurde von vorn nach hinten gewechselt. Doch ich blieb ohne Chance und sah auch dieses zusammengewürfelte Team davon ziehen. Der „Tankstopp“ war zu kurz. Wieder allein.
Irgendwann später hielt ich verblüfft an. Die sonst hervorragende Streckenmarkierung zeigte geradeaus und links. Sollte ich mir den Weg aussuchen? Ich wollte die 150iger Strecke fahren. Wo geht’s lang? Auf den Pfeilen entdeckte ich keinen hilfreichen Hinweis. Ich entschied mich für die falsche Richtung. Doch nach und nach wurde die Befürchtung zur Gewissheit: Diesen Weg war ich mit dem „D-Zug“ gefahren! Beim Anblick des Ortsschildes „Bevern“ war ich sicher. (Die Namensgleichheit zu unserem Bevern war es.) Ich also zurück und den anderen Pfeilen gefolgt. Hier war ich richtig.
Zwei einzelne Radler überholte ichso, dass sie nicht folgen konnten. Ein RTF-Gefühl kam nicht auf, als ich allein durch die Landschaft radelte.
Bisher war das Wetter schön gewesen. Nun bezog sich der Himmel. Und dann kamen die ersten Tropfen. War nicht schlimm. Ich hoffte, noch trocken in Ziel zu kommen. Aber – ca. 10 Kilometer vor Wedel regnete bereits so stark, dass der Straßenbelag nass war. Ich saute also mein schön geputztes Fahrrad und mich wieder ein. Wenn auch nicht ganz so schlimm, wie beim 200km Brevet eine Woche zuvor.
Und dann – der Höhepunkt! Ca. 8 vor dem Ziel, es regnete mittlerweile richtig schön, eine Reifenpanne hinten… Sind denn wirklich nur die Schwalbes pannensicher, wie die Dankers-Brüder behaupten? Mein Continental Grand Prix 4000 hat doch dieses Vertrauen erweckende Vectran-Gewebe!?? Aufpumpen und weiter fahren brachte mich nur knapp 2 Kilometer voran. Dann fuhr ich wieder auf der Felge. Also Schlauch wechseln. Einige Radler passierten mich und heuchelten Mitleid. OK vielleicht hatten sie wirklich welches… Dann fragte einer, ob er helfen könne. Er brauchte nicht, ich hatte alles. Aber danke für das freundliche Angebot an den unbekannten Sportsfreund.
Na ja. Mantel von innen abgetastet. Schlauch rein. – Hmm, durch den Regen liess sich nicht vermeiden, dass Sand mit unter die Decke gelangte. – Luft aufgepumpt und schnell ins Ziel, bevor mir kalt wird. Ich trug ja kurz. (Regen-) Jacke Fehlanzeige! Aber denkste! Nächster Platten! Über die letzten ca. 6 Kilometer musste ich noch dreimal anhalten und nachpumpen.
So hatte ich mir das nun wirklich nicht vorgestellt!
Aber was soll’s. Ich bin heil angekommen. Es geht doch um die Trainingskilometer oder? Und die hatte ich sicher. 161,5 waren es laut Tacho. Bei 5 Stunden und 28 Minuten Nettofahrzeit. Mein Computer errechnete daraus einen Schnitt von 29,58 km/h. Immerhin.
In der Gruppe ging es auch echt zur Sache. Da war das Tempo wirklich hoch. Das zeigte mir wieder, was man selbst mit einer Gruppe einander unbekannter Fahrer erreichen kann. Und wenn sich die Fahrer erst kennen und zusammenarbeiten… hoioioi
Vielleicht kriegen wir Harsefelder ja so eine Gruppe zusammen. Schaun wir mal.
Gruß
Ralf